Kommentar

von Ngak’chang Rinpoche and Khandro Déchen

Voll Enthusiasmus beteuern wir unsere unendliche Hingabe an Kyabjé Düd’jom Rinpoche Jig’drèl Yeshé Dorje – Mahasiddha und leuchtender gTértön des zwanzigsten Jahrhunderts. Als die inkonsequenten und exzentrischen Yogis und Yoginis des Aro gTér ist unser Bemühen ein schwacher Versuch, den dämonenzerstörenden Banner von Düd’jom Rinpoche’s Kampf gegen den krebserregenden Tabak hochzuhalten. Wir hoffen, dass die Vajrayana Praktizierenden, welche Padmasambhava und die Nyingma Tradition achten, sowohl auf den Text von Düd’jom Rinpoche: „Der Führer, der dem Blinden den falschen Weg weist, der in den Abgrund führt“ hören werden, als auch auf die Mahnungen dieses großen gTértöns.

Düd’jom (bDud’joms) bedeutet Dämonen unterwerfen. Das Wort düd (bDud – mara) hat mehrere Bedeutungen und deckt jeden Aspekt dualistischer Geistesgestörtheit ab.

(Die bDud bZhi – die vier Dämonen sind die folgenden:
1. phungpo düd (phung po bDud) – der Dämon illusorischer Beziehungen
2. nyon-mongpa’i düd (nyon mongs pa’i bDud) – der Dämon emotionaler Störungen
3. chhi’dag düd (’chi bDag gi bDud) – der Dämon der Unabwendbarkeit
4. nyem-jèd kyi düd (sNyem byed kyi bDud) – der Dämon der Arroganz
Sie sind die Quelle, aus der die Boshaftigkeit entsteht – sowohl in menschlicher, als auch in jeder anderen Form.)

In unserer Besprechung hier bedeutet bDud: Tabak – das dämonische Karzinogen mit stillschweigender Zustimmung der Regierung

Vor einigen Jahren beobachteten wir in England und in den USA eine Eskalation der „Warnungen“ auf Zigaretten und anderen Tabakwaren. Der Komödiant Denis Leary hatte schrecklicherweise Recht, als er 1991 sagte:

„Sogar wenn die Packungen selbst „Warnung“ heißen würden, würdest Du sie trotzdem wollen.“

Wir fragten uns, wie weit man mit solchen Warnungen gehen kann, bevor sie zum Witz verkommen. „. . . expert texpert choking smokers don’t you think the joker laughs at you . . . “ so titelte es John Lennon. Doch dieses Lachen ist das Gelächter des Lords und der Lady der Leichenstätte, das Grinsen des Sensenmannes. Es scheint so als ob das, was fürchterlich sein sollte, normal wurde. Jede erfolgreiche Warnung fällt in sich zusammen und unterminiert ihre eigene Botschaft und die Leute finden es schwierig an dämonische Einflüsse zu glauben. Man kann es nennen wie man will, es ist diabolisch, dass Regierungen, die noch so gern alle möglichen Erscheinungen verbieten, nicht willens sind den Tabak zu verbieten. Es ist diabolisch, dass Kinder dem passiven Rauchen ausgesetzt werden dürfen, ohne dass die Regierungen sich des Kindsmissbrauchs bewusst sind – Kindergartenlehrern jedoch wird es nicht erlaubt, Kinder zärtlich zu trösten wenn sie auf dem Schulhausareal gestürzt sind. In einer Welt politischer Korrektheit steht Rauchen als eine bedeutende und bizarre Anomalie da. Viele Leute werden wissen, dass wir von politischer Korrektheit nicht besonders viel halten. Sie erscheint uns eher als Wille einer mächtigen Lobby die menschliche Freiheit einzuschränken. Wir hinterfragen aber ernsthaft die Integrität von Regierungen, die zwar Handfeuerwaffen bestrafen, es aber unterlassen den Tabak zu bestrafen.

Wir sind uns bewusst, dass es starke pro-Tabak-Lobbies gibt und dass es um bedeutende Einkünfte geht – aber wie kann es Sinn machen, ein tödliches Produkt zu vermarkten, wenn andere gefährliche Produkte vom Markt zurückgezogen werden müssen? Welche anderen unverdaulichen Produkte haben auch nur im Entferntesten eine Ähnlichkeit mit den Gefahren, die mit dem Tabak einhergehen? Ist das nicht unvorsichtig? Ist das nicht übernatürlich? Ist das nicht wahnsinnig?

In seiner unendlichen Freundlichkeit zu den Vajrayana Praktizierenden öffnet uns Kyabjé Düd’jom Rinpoche Texte aus den gTérmas von Chögyal Ratna Lingpa, Sang-gyé Lingpa, Rig’dzin Go’dem, Düd’dül Dorje, gTértön Longsel, Thugchog Dorje, Dro’dül Lingpa und Ma-gCig Labdrön , um von dem unüblichen visionären Geschichtsverständnis her ein Licht auf die schädliche Natur des Tabaks zu werfen.

Den Tabak betreffende Warnungen sind als gTérmas seit der ersten Verbreitung des Buddhismus in Tibet immer wieder aufgetaucht und deshalb können sich authentische Nyingma Praktizierende nicht mit Tabak assoziieren.

Düd’jom Rinpoches Abhandlung stimmt absolut mit der diskutierten dämonischen Absicht, die in den gTérmas der grossen gTértöns beschrieben wird, überein und hat deshalb einen bedeutenden Einfluss auf alle Vajrayana Praktizierenden, welche auf Padmasambhava und die gTérma-Tradition vertrauen. Für Buddhisten im Allgemeinen dürfte es aber von Bedeutung sein zu erfahren, dass solche Warnungen schon so lange und so eindringlich existieren.

Mit den Belehrungen sowohl von Düd’jom Rinpoche als auch von Chatral Rinpoche vor Augen, haben wir beschlossen, dass Teilnehmer an „Offenen Belehrungs-Retreats“ einverstanden sein müssen, während des ganzen Wochenendes auf das Rauchen zu verzichten – d.h. Rauchen „auf offenem Gelände“ wird nicht mehr toleriert.

Schon seit einigen Jahren haben wir versucht diesen Punkt zu erreichen – aber, seltsam genug, es hat sich als schwierig erwiesen. Bis vor kurzem wurde diese Anordnung nicht befolgt – nicht aus ersichtlichem Widerstand gegen ihr Erscheinen in gedruckter Form – sondern infolge von Umständen, die niemand zu erklären vermag. Alle die wir darüber befragten äusserten Erstaunen und erklärten, dass sie dachten jemand anders hätte die Sache in die Hand genommen. Ist das nicht teuflisch?